Kontakte - Kontexte

Deutsch-luxemburgische Literaturbeziehungen stellen ein weites und empfindliches Thema dar. Denn beide Länder sind durch die geografische Nähe, die stückweise gemeinsame Vergangenheit und die teilweise kulturelle Verknüpfung nicht nur miteinander verbunden, sondern auch voneinander getrennt. Nun tut das intermittierende Nebeneinander von Annäherung und Abgrenzung bekanntlicherweise der Intensität einer Beziehung wenig Abbruch. Aber es erleichtert nicht die Aufgabe desjenigen, der das komplexe Verhältnis von außen erfassen und beschreiben soll. Als weiteres erschwerendes Moment kommt die offensichtliche Ungleichheit zwischen den Partnern hinzu. Auf der einen Seite steht die große Kulturnation, die den kleinen Nachbarn während des Zweiten Weltkriegs einverleiben wollte, sich aber heute zu einer engen Partnerschaft bekennt. Auf der anderen Seite haben wir den Kleinstaat, der seine Entstehung dem Arrangement der Großmächte bei der Neuordnung Europas nach den napoleonischen Wirren verdankt. Er begegnet dem mächtigen Nachbarn teils mit Unterlegenheitsgefühl, teils mit Widerstand und selbstbewusster Behauptung der eigenen Vermittler- und Zwischenidentität.