Rede vom Theater 3
2018 ist Daniel Dumont Autor »in residence« am Théâtre National du Luxembourg, wo sein Stück Splittergesichte im April 2018 aufgeführt wird. In seiner Rede zum Theater gibt er Einblick in seinen Schaffensprozess und in seine Vorstellung vom Drama.
Seit 2006 arbeitet Daniel Dumont als Dramaturg beim Gefängnistheater aufBruch Kunst Gefängnis, seit 2011 zudem als Regisseur an den Berliner Off-Theatern, so bei der Theaterkapelle und am Ballhaus Ost. 2018 ist er Autor »in residence« am Théâtre National du Luxembourg, wo sein Stück Splittergesichte im April 2018 aufgeführt wird.
In seiner Rede zum Theater gibt er Einblick in seinen Schaffensprozess und in seine Vorstellung vom Drama.
»Wenn ich ein neues Stück schreibe, gibt es am Anfang eine leise Ahnung und einen unbestimmten Drang, eine Atmosphäre vielleicht, einen Ort, eine Farbe, ein Kraftfeld, die Andeutung einer Figur; vor allem aber ein unsichtbares Etwas, das darauf wartet, gesehen zu werden. Und dieses Etwas ins Bewusstsein zu zerren, Bruchteil um Bruchteil, weckt Emotionen, häufig starke, und ist mit einer großen Anstrengung verbunden. Das Greifen-Wollen ist zugleich ein Fliehen-Wollen. Ein für das Weitere entscheidender Moment: Wenn in dem ursprünglichen Schreibimpuls sich das Dunkle mit dem Hellen verbindet, mit etwas, wofür sich unbedingt zu schreiben lohnt; etwas, das vielleicht dem ähnlich ist, was das Schreiben selber für mich ist: ein rauschhafter Glückszustand gesteigerten Lebendigseins.«
»Stücke zu schreiben und diese zu inszenieren gehören für mich eng zusammen; beides ist mir ein grundlegendes Bedürfnis. Dies liegt bestimmt auch an meiner Sehnsucht als Autor, der viel am Schreibtisch arbeitet, nach Körperlichkeit. Um es pathetisch auszudrücken: an dem Wunsch, dass das Wort Fleisch werde. Und an dem Wunsch, nach der einsamen Schreibtätigkeit das Stück zusammen mit anderen Menschen zu seiner eigentlichen Bestimmung weiterzuentwickeln, also zur Aufführung zu bringen. Auch gibt mir der Probenprozess die Gelegenheit, die Qualität meiner Stücke zu überprüfen und möglicherweise entsprechend der szenischen Notwendigkeiten nochmals zu verändern«
Die 2017 begründete Reihe Rede vom Theater soll Akteuren des Theaterbetriebs in Luxemburg, Schauspielern, Regisseuren, Dramaturgen und Autoren, die Möglichkeit geben, Vorstellungen zu Drama und Theater und zu den zeitgenössischen Tendenzen der Bühnenkunst vorzustellen und zu diskutieren. Heft 1: Olivier Garofalo (ISBN 978-2-919903-55-9); Heft 2: Rafael David Kohn (ISBN 978-2-919903-55-9)
Technische Daten
- ISBN:
- Auteur:
- Editeur:
- Centre national de littérature
- Langue:
- Allemand
- Nombre de pages:
- 30